Godzilla-Krebs und das Menschenfleisch

Gestern hat eine neunköpfige einheimische Reisegruppe ins Hotel eingecheckt bestehend aus acht Gästen und einem Reiseleiter. Sie sind nur für eine Nacht geblieben und haben gegen 8:30 Uhr am heutigen Morgen das Hotel wieder verlassen. 

Genta, die Hotelmanagerin philosophiert: "Da sind die nun zum "besten Strand der Welt" gekommen. Sie sind bei Ebbe angereist, mussten daher bis zum Hotel weit über den Strand laufen, da man nur bei Flut mit dem Boot an das Hotel heranfahren kann. Abends haben sie schließlich auf ein wasserloses Riff geschaut und während ihrer Abreise am Morgen ist schon wieder Ebbe. Was sie über den "besten Strand der Welt" zu Hause wohl erzählen werden?!" Wir grinsen kollektiv.


Abgesehen davon fragen wir uns, wofür einheimische Touristen einen Reiseleiter benötigen, wenn sie Thailand besichtigen. 

Der mitgebrachte Guide ist ein sehr großer, sehr schlanker, sehr schlaksiger und sehr schwuler junger Mann mit blondierten Haaren. 

Ab und zu steht er bei der Gruppe und surft am Handy; irgendwie wirkt er überflüssig. 

Genta und Jack, Gentas rechte Hand hingegen unterhalten die Touristen. Genta ist gebürtig aus Südtirol und spricht fließend Italienisch, Deutsch, Englisch und auch Thai. 

Daher wird die Gruppe sich vermutlich an ein schönes kleines Hotel mit nettem Personal erinnern, aber nicht an einen schönen Strand, denn der hatte ja während ihres Aufenthalts selber gerade Kurzurlaub. 

Da wir die Frühstücksunruhe durch die etwas hektische und im Aufbruch befindliche Thai-Reisegruppe umgehen möchten und der Himmel bedeckt ist, entscheiden wir uns für einen Spaziergang am Strand entlang. Simone hofft auf eine Waranbegegnung, ich auf Strandgut. 

Der erste "Fund" ist der größte Einsiedlerkrebs, den ich bisher gesehen habe. Ich möchte ihn unbedingt fotografieren, wie ich es schon oft gemacht habe. Ich fasse ihn an seinem Schneckenhäuschen und halte ihn in die Kamera. Er aber besteht auf seiner Privatsphäre und wehrt sich mit Scheren und Füßen. Womit ich nicht gerechnet habe: er ist so groß, dass er, im Gegensatz zu seinen kleineren Brüdern und Schwestern, locker meinen Daumen erreichen kann und auch erheblich mehr Kraft in den Scheren hat, als die zierlicheren Exemplare. 

Richtig feste kneift er zu und lässt auch nicht mehr los. Nach einem kurzen Schmerzensschrei ziehe ich ihn mit der anderen Hand von meinem Daumen weg. Er hält aber weiter fest; wir ringen miteinander und ich hoffe, dass er loslässt. Macht er aber nicht.

Schließlich gebe ich ihm und mir einem Ruck und bin wieder frei. Als Gegenleistung muss ich ein Stückchen Daumen opfern. Es blutet und der Krebs hat nun ein schönes Fleischfrühstück. Was soll ich sagen?! Den blutigen Daumen habe ich verdient!
Simone recycelt kopfschüttelnd ihren Lieblingskommentar: "Musst du denn auch immer alles anfassen?!"

Wir wandern über einsam gelegene und schwerer erreichbare Strände. Einige große "Haustüren" von Meeresschnecken (Operculum, Shivas Eye) finden wir dort. Leider sind sie etwas lädiert.

Und viel, viel angespülten Plastikmüll, der sich allerdings auf den ersten Blick unsichtbar unter den Bäumen sammelt.

Die Luft ist heiß und schwül trotz leichter Wolkendecke und Wind. Wir schwitzen und freuen uns auf das Frühstück. Zurück am Hotel hat die Thai-Reisegruppe schon ausgecheckt. Ich fühle mich erschöpft und freue mich, einfach nur rumliegen und aufs Meer starren zu dürfen.

Ein wespenähnliches Insekt landet auf mir und ich beginne begeistert, es zu fotografieren. Simone merkt an: "Du sollst doch nicht alles anfassen."
Ich verteidige mich: "Aber, dieses Mal hat es mich zuerst angefasst!" Sie grinst und scheint die Erklärung zu akzeptieren.

Gehen 13:00 Uhr präsentiert Simone unser Mittagessen: die zwei in Bangkok erworbenen Haschkekse. Wir essen sie und warten. 
Nichts passiert. Vermutlich war nur eine homöopatische Dosis enthalten. Auch gut. Mit Schrecken denke ich an meine einzige diesbezügliche Erfahrung zurück und bin nicht scharf darauf, sie zu wiederholen. 

Ich wäre ja liegen geblieben, aber Simone drängt es erneut nach einem Spaziergang zum Ao-Niang Beach. Zum Glück ist die Insel klein und die Entfernungen kurz. Hier findet man noch das ursprüngliche Kradan: absolute Ruhe. Leider sehen die dort angebotenen Bungalows sehr verwohnt aus, sonst wäre das ein sehr attraktiver Strand mit tollem Riff.
Das Abendessen nehmen wir in unserem Hotel mit den Füßen im Sand ein. Es schmeckt grandios. Wir bitten die Kellnerin, die Köchin von uns zu küssen. Sie ist einverstanden und fragt nach der Anzahl der Küsse. Mindestens drei, bitten wir. Sie lacht und freut sich.















 

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