Moschusduft und Turbulenzen

Der kleine, dünne, dunkelhaarige junge Mann vom Nebensitz hat vermutlich noch nie gehört, dass man sich im Flugzeug während des Starts anschnallen muss. Die Stewardess muss ihn darauf hinweisen. 

Leider riecht er gar nicht gut; nach Schweiß gemischt mit preiswertem Aftershave. Jedes Mal, wenn er sich bewegt, werde ich von einer Wolke Körpermüffel überschüttet. 🤮🤣🙈

Auch weiß er nicht, dass man den Sitz erst zurückstellt, wenn die Startphase abgeschlossen ist. Die Stewardess muss ihn auffordern, die Lehne wieder aufzurichten.

Oder, dass man unabsichtlich den Flugbegleiter ruft, wenn man das Ipad wiederholt an den Personal-Rufknopf der Bildschirmfernbedienung lehnt, was auch bei den nacheinander herbeigerufenen Stewards nicht ganz so gut ankommt. 

Jetzt hoffe ich, dass er sich möglichst wenig bewegt, denn immer, wenn er sich regt, schwappt ein Schwall Schweißaroma zu mir herüber.  

Während wir auf der Rollbahn auf den Start gewartet haben, hat er auf Niederländisch über sein Smartphone Küsschen an jemanden gesandt. Woran nur mag es liegen, dass ich seinem aphrodisierenden männlichen Moschusgeruch nicht auch so verfallen bin? Eigentlich schade. Es wäre doch viel besser, wenn ich die Situation genießen könnte. 

Leider zappelt er während des fast gesamten Fluges ausgiebig. Hinter ihm sitzen seine Freunde und er dreht sich immer wieder um und schickt mir eine frische "Duftwolke". 

Ich hasse meine Nase! Es ist kein Vorteil, das Riechorgan eines Haustiers zu haben.

Während des Fluges gucken wir Filme oder lauschen einem Hörbuch. Der Landeanflug ist unruhig. Für mindestens 30 Minuten holpern wir durch ein Gewitter; auf Augenhöhe mit wunderschön verzweigten Riesenblitzen vor dunklem Himmel. 

Leider führt das dazu, dass die auf dem Sitzbildschirm  angegebene Restflugzeit gar nicht weniger sondern mehr wird. Vermutlich hat der Kapitän Schwierigkeiten und wartet mit der Landung?

Seit nun einer halben Stunde scheinen wir im Kreis durch das Gewitter zu fliegen. 

"23 Minuten bis zur Landung."

Turbulenzen. Es schaukelt. 

"28 Minuten bis zur Landung." 

"21 Minuten bis zur Landung."

"29 Minuten bis zur Landung."

Wir sind in einer Zeitschleife gefangen. Hat Marty McFly in "Zurück in die Zukunft" nicht auch auf einen Blitz gewartet, um durch die Zeit zu reisen?!

Irgendwann aber ist es schließlich so weit und wir erreichen Dubai zum Sonnenaufgang.

Ich weiß jetzt schon, was während unseres Zwischenstopps passieren wird. 

Simone wird mit glänzenden Augen in den weitläufigen Technikshops verschwinden, um sich die neusten Mobiltelefone oder Kopfhörer anzuschauen. Und genau so ist es. 

Mich interessiert das nicht so doll und ich fröhne meinem Hobby: Leute gucken. Das kann man praktischerweise auch im Sitzen hervorragend machen. 

Männer in Scheichkutten shoppen Goldschmuck, die Reisegruppe aus New York sucht die ganze Zeit Denise, die doch einen Rollstuhl bräuchte und auf dem Sitz neben mir hustet ein indonesisch aussehender Mann (seine Frau trägt ein langes Kopftuch, er hingegen ist barfuß. Mit Socken hätte er sich vermutlich nicht erkältet) dauerhaft-röchelnd mit Auswurf. Hoffentlich stecke ich mich nicht an. 

Dass wir uns Asien nähern, ist an den Toiletten mit der schicken Intimdusche zu sehen. 

Durch die 45 Minuten Verspätung aus Düsseldorf und die weiteren Gewitterminuten, geht der Weiterflug nach angenehm kurzer Wartezeit schon los. 

Nächster Halt: Bangkok!



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