Das große Krabbeln

Unser neues Hotelzimmer hat schon ein paar Macken und Blessuren in seinem langen Leben abbekomen; genauso wie wir. Der Türknauf zum WC zum Beispiel hat schon bessere Zeiten gesehen. Es handelt sich um ein rundes Modell, das in den USA gebräuchlich ist. Um die Tür zu öffnen, muss man jedes Mal mehrfach daran herumruckeln und manchmal entscheidet die Tür, dass sie sich öffnen lässt. Manchmal eben nicht.

Im vorherigen Hotel hat sich an unserem letzten Abend eine Familie unbeabsichtigt im Bad eingeschlossen und musste mit der Bohrmaschine befreit werden, weil der Türknauf kaputt gegangen ist. Mal schauen, ob uns noch Ähnliches bevorsteht. 

Um 19 Uhr liegen wir gestern erschöpft im Bett. Eigentlich. Denn die Klimaanlage will sich nicht so recht regulieren lassen. Schweißgebadet fummeln wir beide an der Fernbedienung herum. Entweder, sie bläst so stark wie ein arktischer Orkan direkt auf das Bett oder eben gar nicht. Ein "Dazwischen" scheint es nicht zu geben. Simone bindet sich ein Halstuch um. Ich biete an, die Bettseiten zu tauschen. Husten, Schnupfen Halsweh plagen mich auch schon seit Tagen, aber schlafen bei 35°C und gefühlt fast 100% Luftfeuchtigkeit ist auch anstrengend. 

Simone möchte keine Bettseiten tauschen. Sie holt ein Pflaster hervor und klebt den "Flügel" der Aircondition einfach zu. So gehts. Später werden die Reinigungskräfte Simones Pflaster einfach wieder abziehen. Ich hoffe, sie hat genug davon dabei. 

Schon früh wärmt die Sonne unser Häuschen stark auf.

Während des morgendlichen Toilettengangs sprühe ich mir das Gesäß mit Mückenspray ein. Man möchte ja manchmal auch mal ein wenig Privatsphäre haben; auch vor den zwanzig Badezimmer-Moskitos.

Da wir früh im Bett waren, sind wir auch früh wieder wach. Gegen 6:30 Uhr schauen wir uns das restliche, kurze Stück unseres Strandes an. Gestern wurden wir vom Gewitter daran gehindert. 

Am Ende unserer Bucht in etwa 200 Metern Entfernung steht das Ko Ngai Cliff Beach Resort. Es ist in den Hang hinein gebaut. Einer unserer Hotelhunde begleitet uns bei der Hotelbesichtigung. Schon morgens sind die Temperaturen hoch. Mir kommt es hier sogar noch heißer vor als auf der Nachbarinsel, Ko Kradan. Das kann aber ja irgendwie gar nicht sein. Mir ist etwas schwindelig und ich fühle mich schlapp-müde, obwohl ich genug geschlafen habe. Auch die Schulter/der Nacken schmerzen wieder bis in die Hand. 

Da das Hotelgebäude den Hang hinauf kriecht, schnaufen wir beim steilen Zeitlupen-Aufstieg. Als wir nach einem Hotel auf dieser Insel gesucht haben, hatten wir diese Unterkunft auch in Erwägung gezogen, sind jetzt aber froh, ebenerdige Häuser gewählt zu haben.

Die Wasserversorgung des Hotels fasziniert uns. Oder ob mit der verzweigten Rohrkonstruktion Schnaps destilliert wird?

Unser Hotelhund weicht uns weiterhin nicht von der Seite. Schließlich stehen wir an der höchsten Stelle, dem Pool mit Aussicht. Und was für eine!
Wir überlegen, an einem Nachmittag wieder zu kommen und ein Kaltgetränk an der Poolbar einzunehmen.

Das Frühstücksbuffet in unserem Hotel wartet auf uns und der Kellner platziert einen Ventilator direkt vor unseren Tisch. Trotzdem läuft um 7:00 Uhr morgens der Schweiß. Wer etwas auf sich hält, schützt sich vor der Sonne mit einem Schirm beim Strandspaziergang. 
Neugierde treibt uns schließlich ins Riff und wir werden nicht enttäuscht. Zwei Muränen, einige Anemonenfische, viele bunte Korallen und tausende andere, bunte Fische sehen wir. Die Unterwasserwelt ist mindestens genau so gut wie auf Ko Kradan. 

Nach dem Schnorcheln machen wir es uns auf Liegen am Strand gemütlich und entspannen vom Entspannen. Um uns herum ist eine Menge los: hunderte Einsiedlerkrebse gehen ihrem Tagwerk nach und sie sind überall. Man muss ständig aufpassen, niemanden zu zertrampeln. Hier herrscht ein noch größeres Krabbeln als auf Ko Kradan. 

Während wir aufs Meer schauen, geht im Baum über uns plötzlich lautes Geschrei und Blätterrascheln los. Vier Nashornvögel ernten die Früchte des Baums. So nah bin ich den Tierchen noch nie gekommen. 

Simone und ich schauen zu, wie Beeren geerntet, mit dem Schnabel hochgeworfen, gefangen und dann geschluckt werden.
Das Strandgut mit seinen beeindruckenden Ausmaßen überfordert mich. 
Ein Gewitter bricht über uns herein. Die Vögel lieben es. Mit dem Regen beginnt ein lautes Singen, Schreien und Zwitschern. Das Wetter wird für ein Regenbad und Gefiederpflege genutzt. Auch die Nashornvögel machen mit. Ich freue mich über die Pause, die wir auf dem Bett liegend zubringen.

Nach dem Gewitter ist die Temperatur um 5°C auf 25°C gesunken. Traumhaft kühl. Ein Genuss. Wir nutzen die neue tropische "Kälte" für einen kurzen Strandspaziergang zu einer Strandbar, an der wir gestern schon waren. 

Dort sitzen wir und schauen aufs Meer. Dank des "schlechten" Wetters landen heute keine Ausflugsboote. Dafür tummeln sich auch hier Nashornvögel. Rund zehn Exemplare springen durch die umliegenden Bäume. Ich liebe Vögel und gucke ihnen gerne bei ihrem Tagwerk zu - will sagen: ich fühle mich wie im siebten Himmel; wobei: welche Viecher mag ich eigentlich nicht? Ach ja: Zecken, Mücken, Kakerlaken; die mag ich nicht.

Der Weg zum Zimmer wird zu Spießrutenlaufen. Hunderte Einsiedlerkrebse tummeln sich auf dem Boden und wir möchten niemanden zertreten.

Die angeschlagene Klimaanlage wird von Simone schließlich wieder mit einem Pflaster "verarztet".






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