Jugoslawien-Gipfel auf Thailändischer Trauminsel

Wieder schlafe ich nachts nur wenig. Ein gutes Hörbuch vertreibt mir die Zeit: "Glaube mir" von Alice Feeney: spannend und voller unerwarteter Wendungen. 

Morgens sticht mich eine Mücke zwei Mal in den nackten Po, während ich auf dem WC sitze. Das ist der Nachteil einer nach oben offenen Regenwalddusche; jeder kann immer hinein. Damit verschlechtert sich meine Mückenstichbilanz auf sechs Treffer. 

Unser Badezimmer-Haustier, ein Gecko, der die Insekten dezimiert, scheint immer nur während der Nachtschichten zu arbeiten. Jetzt hätte ich ihn aber gebraucht. 
Ich schleiche mich aus dem Zimmer, was man so schleichen nennt, denn die Tür ist sehr laut. Simone ist zum Glück schon wach. Heute sehe ich mal wieder, dass sie mit normalen Bettlaken nicht umgehen kann. Ohne Spannbetttuch, das ihr gegenüber Widerstand leistet, zieht sie nachts auch schon einmal unbewusst die Bettwäsche ab. Und das mir, wo ich doch jeglichen Kontakt mit nackten Hotelmatratzen meide.
Ich spaziere am Strand entlang. Ein Seeadlerpärchen sitzt bei Ebbe im Riff. Die Rufe der großen Raubvögel klingen alles andere als majestätisch; sie ähneln einer Kindergeburtstagströte.
Auch der Eisvogel wartet auf einem Stein sitzend auf Beute und Seesterne liegen fast auf dem Trockenen
Hero, der Hotelhund, und seine weiße Hundefreundin spielen am Strand. Als er mich sieht, kommt er angelaufen. Vielleicht bin ich weniger anstrengend als sie? Wir sitzen nebeneinander und schauen aufs Meer. 
Auch Simone ist nun bereit für Unternehmungen. Die Flut setzt ein und die Sonne scheint. Bestes Schnorchelwetter. Zu Fuß gehen wir durch das noch niedrige Wasser bis ans Riff. Die Sicht ist gut und das Meer voller Fische.
Eine Muräne lauert auf Beute. 
Der große Stachelschweinfisch versteckt sich vor uns unter einem Vorsprung. 
Wir alle schaukeln in der Bewegung des Wassers mit. 
Anemonenfische verteidigen ihre Unterkunft.
Simone entdeckt einen sehr großen Barsch unter einer Koralle. Sie weist mich darauf hin. Als ich nicht sofort reagiere, wiederholt sie barsch den Begriff "Barsch, Barsch, Barsch!" Ich nicke heftig und echoe "Barsch", damit sie aufhören kann, mich barsch anzubarschen. 
Ein wirklich schöner Schnorchelgang. Als wir das Meer verlassen, ist auch das Wasser fast zurück. Nur auf einer Sandbank laufen wir mit den Bäuchen auf Grund und robben ungelenk weiter in das tiefere Wasser: Der beste Strand der Welt ist zurück!
Und bei mir klopft die Übelkeit zusammen mit Nackensteife und Schluckbeschwerden wieder an. Ich versuche, mich möglichst wenig zu bewegen und hoffe, dass es bald besser wird.

Eine Stunde lang sitzen Simone und ich gemeinsam im seichten Wasser und beobachten das Treiben an Land und im Meer. Erst, als wir schrumpelig und am Horizont wieder Blitze zu sehen sind, verlassen wir das kühlwarme Nass. 

Hero, der Hund bittet Simone, ihn zu kraulen. Seine weiße Hundefreundin kommt schwanzwedelnd hinzu, stupst ihn an und jault leise. Hero macht einen Schritt zurück und kuschelt sich enger an Simone. Offensichtlich war es ihm gestern dann doch etwas zu viel. 
Am Samstag möchten wir auf eine andere, uns noch unbekannte kleine Insel wechseln: Ko Ngai. Online suchen wir uns ein Hotel aus, wobei viele Unterkünfte, die wir uns vor dem Urlaub angeschaut hatten, schon ausgebucht sind. Wir wollten uns aber nicht vorab festlegen und buchen auch jetzt erst einmal drei Nächte im Thapwarin Resort. Genta wird für uns die Fähre auf die Nachbarinsel buchen. 

Um 15 Uhr bricht ein Unwetter los. Der Himmel ist wolkenverhangen. Simone nennt die Szenerie "Nebel des Grauens". Grau ist es in der Tat. Starker Wind weht.
Abends am Strandbar-Tresen erscheint eine graugelockte Dame um die 50, Amerikanerin, wohnhaft in Florida namens Jelena. Der Gesprächsinhalt beginnt bei Cocktails geht über zum Buddhismus, schrammt thailändische Lebensfreude, die Kosten von Brust-OPs in Bangkok (100.000 Baht pro Brust = 2.600 €)  und mündet in der Politik von Ex-Jugoslawien, denn ihre Eltern kommen ursprünglich aus Serbien und sind in die USA ausgewandert. 

Wir bestätigen uns gegenseitig, dass wir nur einen Kinderwortschatz in unserer sogenannten Muttersprache besitzen und zu Hause ein Mischmasch genutzt wird. Das Gespräch wechselt ins Jugo-Englische über die Politik des Balkans. Jetzt wird es schräg. Zwischen Serbokroatisch und Englisch bin ich noch nie hin und her gesprungen. 

Sie schaut sich schließlich noch weiter auf der Insel um und wir speisen in unserem Hotelrestaurant.















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