"Stinky" Reis mit Mango

Zum ersten Mal seit mehr als zwei Wochen ziehen wir wieder Socken an.

Das für 6:00 Uhr bestellte Taxi zum Flughafen steht bereits um 5:45 Uhr bereit. Wir auch. Da Sonntagmorgen ist, schaffen wir es in nur einer halben Stunde von der Innenstadt zum Flughafen.

Das Gepäck ist schnell abgegeben. Wir haben genug Zeit für ein gemütliches Frühstück am Flughafen. 

Zum "Nachtisch" möchten wir uns unsere Lieblingssüßspeise teilen: Klebreis mit Mango. Ich zeige auf ein Bild auf der Karte und wiederhole "Sticky rice with Mango". Die Kellnerin wiederholt meine Worte und bringt mir etwas anderes. 
Eine Schüssel, in der eine Art gelb schimmernder Milchreis schwimmt. Sieht seltsam aus. Klebreis soll doch kleben und nicht flüssig sein. Ich reklamiere und die Kellnerin erklärt, dass ich aber auf das Foto in der Karte mit Reis und Durian gezeigt hätte. Sie hält mir die Karte vor die Nase und hat Recht. Naja, auch egal. Im Gegensatz zu vielen anderen Ausländern, habe ich kein Problem damit, Durian, auch als Stinkefrucht bekannt, zu essen. Asiaten nennen sie die Königin der Früchte. Trotzdem ist es fast überall verboten, sie mitzuführen. In Flugzeugen aber auch in unserem Hotel finden sich Verbotsschilder. Ich wundere mich, dass ich mich auf der Speisekarte so verguckt habe. 
Simone sinniert: " Da stand gar nicht sticky, da stand bestimmt stinky." Vermutlich liegt sie richtig. 🤣

Wir bestellen auch noch das gewünschte Gericht dazu. 

Ich esse aber meine warme Durian-Reissuppe auf.

Auf Flughäfen sieht man schon einmal seltsame Dinge. Eine junge Frau führt ihren Hund in einem Kinderwagen mit sich. Wohin die beiden wohl reisen möchten?
Auf dem Flughafen und auch in der City glitzert es schon weihnachtlich.
Während der Sicherheitskontrollen müssen wir heute auch die Schuhe ausziehen. Das wird nicht immer und überall auf Flughäfen gefordert. So laufen wir also auf Socken durch die Durchleuchtungsschleuse und ziehen die Schuhe dahinter wieder an. 

Simone kniet sich dafür hin und nestelt an ihren Schnürsenkeln. 

Ich positioniere mich frontal vor sie und nutze die Situation: "Ja, ich will", erkläre ich laut und reiche ihr die Hand, um ihr aufzuhelfen. 

Simone kommt vor Lachen gar nicht mehr auf die Beine. "Heute gehts dir aber gut, oder?!" vermutet sie. "Nö, mir ist wieder übel und der Nacken ist steif. Aber, diese wunderbare Situation kann ich mir doch nicht entgehen lassen.", grinse ich.

Der Rückflug wird mit einem A380 durchgeführt, dem aktuell größten Passagierflugzeug (Kapazität: 853 Fluggäste) der Welt. 

Simone schaut einen Film mit gefräßigen Haien, ich mit einem verfluchten Geisterhaus; also, alles wie immer. 

Der Mann neben mir riecht gut und berührt mich nicht. Das ist ja schon mal was wert. Er ist etwa so alt wie ich und trägt Brille und Sakko. Optisch gleicht er Julian Reichelt, dem Ex-Chef der Bildzeitung. 

Leider sitze ich seinetwegen zwei Drittel des rund sechsstündigen Fluges wie auf einer Waschmaschine. Er hibbelt extrem mit beiden Beinen; tatsächlich stampft er sogar lautstark damit auf, trinkt sehr viel Weißwein und Gin-Tonic und trommelt dazu noch mit den Fingern auf dem Tisch. Unsere Sitzreihe vibriert. 

Ich habe mal wieder den Jackpot der Verhaltensauffälligen gezogen. Vermutlich hat er Flugangst oder Angst vor Menschenansammlungen oder engen Räumen? Aber gut, auch dieser Flug geht vorbei. Sein exzessives Gezappel ist bei weitem leichter zu ertragen, als schlimmer Körpergeruch. 

Auf dem Flug haben wir kostenloses Wlan. Keine tolle Verbindung, aber, es reicht, um Whatsapps zu schreiben oder Facebook zu öffnen und dort zu lesen. Dank der Dauervibration des Passagiers neben mir, fällt es mir allerdings schwer, mein Display ruhig zu halten, denn wenn er zappelt (und das macht er ständig), muss ich mitvibrieren. Ich bin kurz davor, ihm meine Hand auf seinen Oberschenkel zu legen und beschwichtigend so was wie "ruhig, Brauner" zu raunen. 
Meine Augen brennen. Ich möchte Tropfen dagegen nehmen. Dank des Zappelphillips neben mir, steche ich mir dabei fast ein Auge aus. 

Nach zwei Stunden Flug trinkt er schon das fünfte Glas Wein. Dafür klingelt er nach der Stewardess, die ihm dann das Gewünschte bringt. 

Ich komme mir vor wie Loriot in dem Sketch "Ich möchte einfach nur hier sitzen." Und das ohne Schleudersitz.

Nach rund drei Stunden wechselt er auf Gin-Tonic. Ich schätze, er schlottert wirklich vor Flugangst und versucht, sich zu betäuben. 

Nur kurze Pausen unterbrechen sein rythmisches Zappeln. Vermutlich ist er ein leistungsfähiger Liebhaber mit viel Potezial?! Sozusagen ein lebendiger Vibrator mit endloser Batterieladung. 

Der Film "The Menu" ist übrigens empfehlenwert.

Nach acht alkoholischen Getränken innerhalb von vier Stunden schläft er ein. So fest, dass nichts mehr hibbelt. Mir gefällt das. Aber auch so fest, dass die Stewardess mit ihrem Servierwagen nicht mehr durch den Gang passt, da seine Beine dort hängen. 

Sie bittet mich, ihn zu wecken. Nachdem ich den Kerl mit dem mittlerweile hochroten Kopf vier Mal an der Schulter angefasst, angesprochen und leicht gerüttelt habe, gebe ich auf. Der Frau Stewardess erkläre ich, dass ich den Herrn nicht kenne und was sie wohl meint, wie feste und wo ich ihn anfassen solle. Dann wacht er schließlich auf und sie kann ihren Weg fortsetzen.  

Leider bestellt er nun wieder einen Gin-Tonic und hibbelt weiter. Ich hätte ihn so gerne schlafen lassen. Seine Bilanz lautet schließlich: fünf Weißwein und fünf Gin-Tonic. 

Der korpulente Vegetarier-Inder neben Simone (Vermutlich heißt er Ranjid, zumindest gibt es ein sichtbares Wlan dieses Namens) sackt müde zusammen. Sei Kopf ruht beinahe auf Simone Schulter. Wir sitzen übrigens in der Mitte eines Vierersitzes. Da hat man viele Kontakte.

Nach nur kurzer Verschnaufpause in Dubai geht es weiter. 

Wir steigen wieder in einen A380 ein. Der neue Sitznachbar ist schwer erkältet, aber höflich. Er trägt eine Maske. Naja, die erste Stunde des Fluges trägt er sie. Dann nicht mehr. Und er hat Ausdauer: den gesamten Flug über zieht er die verrotzte Nase hoch. Vermutlich bleibt ihm nichts anderes übrig, weil ihm sicher die Taschentücher ausgegangen sind. Ich bin auch nicht traurig, ihn wieder loszuwerden.

In Düsseldorf gelandet, laufen die Kofferbänder eine halbe Stunde lang nicht einmal an. Nach einer Stunde Wartezeit erhalten wir endlich das Gepäck. 
Gegen 21:00 Uhr sind wir schließlich endlich zu Hause. 




 




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