Entgegen vieler schlechter Online-Bewertungen klappt die Anmietung des Fahrzeugs fast reibungslos: Nur 50,- Euro "Inselpauschale" will der Agent zusätzlich berechnen, da wir angeben, nach Hvar zu wollen.
Zwar möchte er auch noch Geld für eine Vollkasko. Wir weisen aber darauf hin, dass wir diese bereits mit gebucht und bezahlt haben und zeigen auf unsere ausgedruckte Reservierungsbestätigung inkl. CDW.
Er lässt dann schnell von uns ab und wir werden mit dem Vertrag zum Abholschalter geschickt. Einen fast neuen, grauen Opel Corsa erhalten wir. Leider sind auf den ersten Metern schon seltsam klappernde Geräusche aus dem Radkasten zu hören, weswegen wir sofort umkehren und den Wagen in einen weißen Corsa tauschen.
Der Tag scheint bedeutend besser zu laufen als der gestrige. Bei Lidl wollen wir Wasser und Cola kaufen, haben aber beide keinen Einkaufswagenchip dabei. Im allerersten Wagen hat jemand seine Euromünze stecken gelassen und wir jubeln. Heute mag uns das Universum und ist nicht mehr gemein zu uns. Und: es gibt Lebkuchen. In Kroatien! Im September. Welch ein Glück.
Nach dem Stopp bei Lidl landen wir wieder im Hafen und versuchen verzweifelt, online ein Ticket zu kaufen, um die Fähre um 11:00 Uhr nach Hvar zu erwischen. Ständig bricht im Bezahlvorgang die Seite zusammen. Nachdem ich hektisch den Ticketschalter nicht finden kann, frage ich verzweifelt den Fährenmitarbeiter, ob ich nicht einfach bei ihm ein Ticket kaufen könnte, denn das nächste Boot geht erst um 14:30 Uhr.
Auch, wenn Chris de Burg schon sang "Don't pay the ferryman", nehme ich von diesem Hinweis Abstand und darf dem Herrn einen sogar reduzierten Preis "bar auf die Kralle" und sicher an der Steuer und seinem Arbeitgeber vorbei bezahlen. Glücklich genießen wir die Aussicht vom Oberdeck dieses schwimmenden Hochhauses auf den Hafen von Split.
Ein junges Paar stellt auf dem Deck des Bootes die Schlüsselszene von Titanic nach. Hoffen wir mal, dass wir auf unserem Weg durch die Adria keinem Eisberg begegnen.
"Sind wir nach all dem Chaos jetzt überhaupt auf der richtigen Fähre gelandet?" frage ich mal einfach so in den Raum. Simone zuckt zusammen und lacht irre. "Tja, wer weiß das schon?! Hoffen wir das Beste."
Den Rest der Fahrt verdösen wir an Deck.
Die Fahrt auf Hvar von Stari Grad nach Zavala, unserem Zielörtchen, gleicht einem Abenteuer.
Zunächst muss ein klaustrophobisch-enger, nur roh aus dem Stein gekloppter, unbeleuchteter, 1,4 km langer Geisterbahn-Tunnel namens Pitve passiert werden. Und zwar in begrenzter Zeit, denn per Ampel wird abwechselnd die Durchfahrt für jeweils eine Richtung freigegeben. Wie ein Computerspiel für Fortgeschrittene und im echten Leben.
Vermutlich haben Schneewittchens Zwerge ihn persönlich mit Spitzhacke und kleinen Hämmerchen in den Fels getrieben?!
Am Eingang des Tunnels werden Autofahrer per Schild gebeten, ihren Spurassistenten auszuschalten. Vermutlich bekommt das Auto sonst Angst vor dem engen Raum und fährt Zickzack oder bleibt wie ein störrischer Esel piepsend einfach stehen?
Ich bin ein wenig froh, dass Simone fährt. Die meistert diese lange und enge Horror-Höhle mit hypnotischem Phobie-Potenzial mit Bravour. Auf die erste Hürde folgen enge Serpentinen an der steilen Küste. Das Meer schimmert blau unter uns. Ich kann aber die weit aufgerissenen Augen nicht von der Straße lassen.
Um 13:30 Uhr haben wir das Auto auf dem Parkplatz der Pension abgestellt und das Zimmer bezogen. Vom Balkon aus haben wir einen schönen Blick auf das Meer.
Kurz darauf liegen wir am Strand.
Es ist sonnig, aber sehr windig. Die kleine Nudistenbucht ist besser besucht als der textile Hauptstrand. Das Wasser hat eine angenehme Temperatur.
Der starke Wind motiviert uns dazu, uns doch wieder anzuziehen. Von einer Bank aus starren wir aufs Meer.
Nachmittags essen wir in einer Strandbar. Danach überwältigt mich die Müdigkeit, die jetzt oft bei mir der Bestimmer ist und ich schlafe schnell ein, während Simone auf der Terrasse sitzt.
Abends tauchen einige Wolken den Himmel in stimmungsvolle Farben.
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