Ellenbogen sind vielfältig nutzbar. Um sich am Buffet vorzudrängeln, um unliebsame Menschen fest in die Rippen zu stoßen, um die Badetemperatur für Babys zu testen, um als Königin von England dem Volk huldvoll zu winken, oder, oder, oder.
Im All-Inclusive Hotel kommt dem Ellenbogen eine besondere Funktion zu: er dient als Stütze einer immer schwächer werdenden Gesellschaft.
Täglich verlassen sich ganze Völkerscharen beim Speisen auf ihre Ellenbogen.
Die durch Medienkonsum, Schreibtischjobs und sitzende Tätigkeiten verkümmerte Wirbelsäule bietet keinen Halt mehr. Ungebremst fiele der Kopf zielstrebig in den Suppenteller, gäbe es keine Ellenbogen.
Der moderne Mensch besitzt davon zwei. Indem er beide fest auf die Tischplatte stemmt, oder sich mit dem ganzen Unterarm Tischhaftung verschafft, kann er sich darauf verlassen, seine Speisen ohne gefährliche Vorfälle gesund zu überstehen. In gebeugter Haltung, den Kopf sicher über dem Teller platziert, wird das Essen aus den mühevoll um wenige Zentimeter gehobenen Armen in den sich dem Teller entgegenreckenden Mund geschoben.
Das ist bequem, aber auch risikoreich: Das scharfe Besteckt befindet sich näher in der "Gefahrenzone Gesicht" und könnte ins Auge gehen.
Dafür dient die tiefe Verbeugung vor dem Essen der Dehnung der Halswirbelsäule und lockert den Stiernacken.
Mit vollem Mund wird schwadroniert und zur Betonung mit der von der Faust umklammerten Gabel gestikuliert.
Das Messer liegt unbenutzt an der Seite. Zum Glück, denn schon unsere Großeltern wussten: Messer, Gabel, Schere Licht, sind für kleine Kinder nicht.
Nun sollte eigentlich auch die Gabel besser auf dem Tisch ruhen, aber, womit sonst kann man sich am Nacken kratzen, wenn es während des Essens juckt? Zum Glück übertönen Hintergrundmusik und Tellergeklapper die einzeln auftretenden Besteck-Kratzgeräusche.
Fazit: Je jünger, desto weniger Rückgrat. Simone nennt die gekrümmte Körperhaltung liebevoll Handybuckel.
Gruß von den alten Tanten! 😎
Kommentare
Kommentar veröffentlichen