Teufelsrochen und Krötentag

Heute, an unserem letzten, ganzen Tag hier im Hotel, ist das Wasser endlich spiegelglatt. Keine Wellen, kein Wind. Simone kommentiert das: "Auch mal schön, bei 30°C nicht zu frieren". 🤣

Auch der Herr Bademeister ist viel großzügiger. Er lässt uns endlos weit vom Steg wegschwimmen, ohne diese Ausbruchversuche mit der Trillerpfeife einzuschränken, wie er es je nach Wellengang in den letzten Tagen streng oder lockerer gemacht hat.

Meine Rückenbeschwerden drücken jetzt anders als zuvor. Von der Ferse hat sich der Schmerz seit gestern auf den linken Fußballen nach vorne verlagert. Jedes Auftreten schmerzt und der kleine Zeh fühlt sich wie entzündet an, sieht aber dabei ganz normal aus. 

Also humpele ich zum Steg. Auch der Flossenschlag tut weh, aber, solch eine tolle Gelegenheit mit idealen Bedingungen kommt nie wieder. Und der frühe Vogel mit seinem Wurm hat recht: egal, ob im Krüger Nationalpark oder auf dem heimischen Balkon: die meisten Tiere zeigen sich morgens oder in der Abenddämmerung. 

Eine Stunde bleiben wir im Wasser und werden belohnt. Eine Schildkröte nähert sich uns entlang des Riffs. Dann taucht sie vor unseren Augen an die Wasseroberfläche, um Luft zu schnappen. Wir schauen ihr andächtig zu. 

Auch einige Kugelfische, einer davon sogar mit sichtbaren Stacheln, kreuzen unseren Weg. Sie haben ein rundes Gesicht und schöne, große, dunkle Augen. 

Leider werden sie nicht gerne fotografiert oder gefilmt. Sobald ich die Kamera auf sie richte, suchen sie das Weite. Eigentlich genau so, wie Simone das auch macht, wenn ich ein Foto von ihr machen will. 🤔

Auf dem Steg zurück zum Strand können wir durch das ruhige Wasser zuschauen, wie ein Hornhecht einen kleinen Fisch fängt, sich aber schwer damit tut, ihn herunterzuschlucken. Für seinen zarten Kiefer ist er etwas zu groß und der Raubfisch müht sich sichtlich mit dem Kauen.

Insbesondere von den Hornhechten fühle ich mich in allen warmen Gewässern weltweit belauert. Minutenlang folgen sie Schnorchlern; gerne von hinten, und wenn man sich umdreht, starrt man in zwei beobachtende Augen. 

Auch hier verfolgen sie uns. Und das, obwohl ich mir sicher bin, dass ich eine viel zu fette Beute für sie wäre. 

Die letzten beiden Tage waren ereignisreich, was die Fauna angeht. Gestern durfte ich meinen allerersten Teufelsrochen sehen und sogar wieder mehrere Feuerfische.

Nach dem Mittagsschnorchelgang muss ich mich revidieren. Der frühe Vogel fängt zwar einige Würmer, aber, Kugelfische scheinen nicht zu diesen Vögeln zu gehören. 

Gegen 12:00 Uhr liegen sie oft paarweise auf Korallen und scheinen ein Nickerchen zu halten, derweil sich Putzerfische an ihrer Haut und den eigens für sie geöffneten Kiemen zu schaffen machen. 
Und wieder entdeckt Simone eine Schildkröte, die gemächlich unter uns am Riff weidet. 

Unaufgeregt gleitet sie an uns vorbei. 


Die Sicht ist hier wirklich sehr gut. Bis zum Boden des Riffs, das rund 10 Meter abfällt, kann man gut sehen und teilweise auch darüber hinaus in das offene Meer. 

Bei solch guten Bedingungen ist am Steg die Hölle los. Gefühlt das halbe Hotel trifft sich dort, um zu einem Schnorchel- oder Tauchgang ins Riff zu starten. 

Unsere Flossen helfen uns, Abstand zu dem Schwarm an Menschen zu gewinnen. Mit nackten Füßen kommt man nur langsam voran und verbraucht dafür viel Energie. Außerdem verschreckt man durch die stoßartigen Schwimmbewegungen der Beine und Arme den ein oder anderen Fisch. Mich verschreckt man übrigens auch, da ich schon einen Tritt an den Kopf von den unkoordinierten Schwimmbojen einstecken musste. 

Die Hotelanlage gehört eigentlich nicht den Gästen, sondern den Tierchen, die hier wohnen. Ein Krähenpaar, nennen wir sie Jonathan und Jennifer Hart! Mit ihnen kann man viel erleben, denn ihr Hobby ist mörderisch!

Seit zwei Wochen beobachten wir die beiden großen Vögel, wie sie als eigentliche Herrscher der Hotelanlage agieren.

Laut schreiend sitzen sie zu zweit beieinander. Ab und zu fliegen sie, wie in einem Hitchcock-Film, auf die Köpfe der Urlauber zu und vertreiben sie aus ihrem Revier. 

Am häufigsten fallen sie aber auf der Jagd auf. Was ich nie gedacht hätte: die beiden großen Vögel jagen Spatzen und Tauben; und das erfolgreich und mit allen Schikanen. Zu zweit fliegen sie enge Kurven und machen auch vor Hotelbalkonen nicht halt, bis sie ihre Beute in die Enge getrieben und erlegt haben. Ich hätte niemals gedacht, dass Krähen so wendig sein könnten. Auch die Hotelkatze dient ihnen als Opfer und rettet sich unter Poolliegen.  Bisher hat sie überlebt. 

Nachmittags zieht wieder Wind auf und die Dauerwellenwolken lassen nichts Gutes erahnen.


Kommentare